Wir berichten dir die schönsten Geschichten dadurch, daß Wir dir diesen Qur'an
(als Offenbarung) eingegeben haben, obgleich du zuvor wahrlich zu den
Unachtsamen gehörtest.
Er sagt: "O mein lieber Sohn, erzähle dein (Traum)gesicht nicht deinen Brüdern,
sonst werden sie eine List gegen dich schmieden. Gewiß, der Satan ist dem
Menschen ein deutlicher Feind.
Und so wird dein Herr dich erwählen und dich etwas von der Deutung der
Geschichten lehren und Seine Gunst an dir und an der Sippe Ya'qubs vollenden,
wie Er sie zuvor an deinen beiden Vätern Ibrahim und lshaq vollendet hat. Gewiß,
dein Herr ist Allwissend und Allweise."
Als sie sagten: "Wahrlich, Yusuf und sein Bruder sind unserem Vater lieber als
wir, obwohl wir eine (ansehnliche) Schar sind. Unser Vater befindet sich fürwahr
in deutlichem Irrtum.
Tötet Yusuf oder werft ihn ins Land hinaus, so wird das Gesicht eures Vaters
sich nur noch euch zuwenden, und danach werdet ihr rechtschaffene Leute sein."
Einer von ihnen sagte: "Tötet Yusuf nicht, sondern werft ihn in die verborgene
Tiefe des Brunnenlochs, so werden ihn schon einige der Reisenden auflesen, wenn
ihr doch etwas tun wollt."
Als sie ihn mitnahmen und sich geeinigt hatten, ihn in die verborgene Tiefe des
Brunnenlochs zu stecken, gaben Wir ihm ein: "Du wirst ihnen ganz gewiß noch
diese ihre Tat kundtun, ohne daß sie merken."
Sie sagten: "O unser Vater, wir gingen, um einen Wettlauf zu machen, und ließen
Yusuf bei unseren Sachen zurück. Da fraß ihn der Wolf. Aber du glaubst uns wohl
nicht, auch wenn wir die Wahrheit sagen."
Sie brachten falsches Blut auf seinem Hemd. Er sagte: "Nein! Vielmehr habt ihr
selbst euch etwas eingeredet. (So gilt es,) schöne Geduld (zu üben). Allah ist
Derjenige, bei Dem Hilfe zu suchen ist gegen das, was ihr beschreibt."
Reisende kamen vorbei. Sie sandten ihren Wasserschöpfer, und er ließ seinen
Eimer hinunter. Er sagte: "O frohe Botschaft! Da ist ein Junge." Sie verbargen
ihn als Ware. Und Allah wußte wohl, was sie taten.
Und derjenige aus Ägypten, der ihn gekauft hatte, sagte zu seiner Frau: "Bereite
ihm einen gastfreundlichen Aufenthalt. Vielleicht wird er uns nützlich sein,
oder nehmen wir ihn als Kind an." So verliehen Wir Yusuf eine feste Stellung im
Land. Und Wir wollten ihn etwas von der Deutung der Geschichten lehren. Und
Allah ist in Seiner Angelegenheit überlegen. Aber die meisten Menschen wissen
nicht.
Und diejenige, in deren Haus er war, versuchte, ihn zu verführen'. Sie schloß
die Türen ab und sagte: "Da bin ich für dich!" Er sagte: "Allah schütze mich
(davor)! Er, mein Herr, hat mir einen schönen Aufenthalt bereitet. Gewiß, den
Ungerechten wird es nicht wohl ergehen."
Es verlangte sie nach ihm, und es hätte ihn nach ihr verlangt, wenn er nicht den
Beweis seines Herrn gesehen hätte. Dies (geschah), damit Wir das Böse und das
Schändliche von ihm abwendeten. Er gehört ja zu Unseren auserlesenen Dienern.
Sie versuchten beide als erster zur Tür zu gelangen. Sie zerriß ihm von hinten
das Hemd. Und sie fanden ihren Herrn bei der Tür vor. Sie sagte: "Der Lohn
dessen, der deiner Familie Böses (antun) wollte, ist nur, daß er ins Gefängnis
gesteckt wird, oder schmerzhafte Strafe."
Er sagte: "Sie war es, die versucht hat, mich zu verführen." Und ein Zeuge aus
ihrer Familie bezeugte: "Wenn sein Hemd vorn zerrissen ist, dann hat sie die
Wahrheit gesprochen, und er gehört zu den Lügnern.
(Einige) Frauen in der Stadt sagten: "Die Frau des hohen Herrn versucht, ihren
Burschen zu verführen. Er hat sie in leidenschaftliche Liebe versetzt. Wir sehen
wahrlich, sie befindet sich in deutlichem Irrtum."
Als sie nun von ihren Ränken hörte, sandte sie zu ihnen und bereitete ihnen ein
Gastmahl'. Sie gab einer jeden von ihnen ein Messer und sagte (zu Yusuf): "Komm
zu ihnen heraus." Als sie ihn sahen, fanden sie ihn groß(artig), und sie
zerschnitten sich ihre Hände und sagten: "Allah behüte! Das ist kein Mensch, das
ist nur ein ehrenvoller Engel."
Sie sagte: "Seht, das ist der, dessentwegen ihr mich getadelt habt. Ich habe
allerdings versucht, ihn zu verführen, doch er widerstand. Und wenn er nicht
tut, was ich ihm befehle, wird er ganz gewiß ins Gefängnis gesteckt werden, und
er wird gewiß zu den Geringgeachteten gehören."
Er sagte: "Mein Herr, das Gefängnis ist mir lieber als das, wozu sie mich
auffordern. Und wenn Du ihre List von mir nicht abwendest, werde ich mich zu
ihnen hingezogen fühlen und zu den Toren gehören."
Mit ihm kamen zwei Burschen ins Gefängnis. Der eine von ihnen sagte: "Ich sah
mich Wein auspressen." Der andere sagte: "Ich sah mich auf dem Kopf Brot tragen,
von dem die Vögel fraßen. Tue uns die Deutung hiervon kund. Wir sehen, daß du zu
den Gutes Tuenden gehörst."
Er sagte: "Es wird euch kein Essen gebracht, mit dem ihr versorgt werdet, ohne
daß ich euch die Deutung davon kundgetan habe, bevor es euch gebracht wird.
Seht, das ist etwas von dem, was mich mein Herr gelehrt hat. Verlassen habe ich
das Glaubensbekenntnis von Leuten, die nicht an Allah glauben, und (verlassen
habe, ich) sie, die sie das Jenseits verleugnen,
und ich bin dem Glaubensbekenntnis meiner Väter Ibrahim, Ishaq und Ya'qub
gefolgt. Es steht uns nicht zu, Allah etwas beizugesellen. Das ist etwas von
Allahs Huld gegen uns und gegen die Menschen. Aber die meisten Menschen sind
nicht dankbar.
Ihr dient außer Ihm nur Namen, die ihr genannt habt, ihr und eure Väter, für die
Allah (jedoch) keine Ermächtigung herabgesandt hat. Das Urteil ist allein
Allahs. Er hat befohlen, daß ihr nur Ihm dienen sollt. Das ist die richtige
Religion. Aber die meisten Menschen wissen nicht.
O meine beiden Gefangnisgefährten! Was den einen von euch angeht, so wird er
seinem Herrn Wein zu trinken geben. Was aber den anderen angeht, so wird er
gekreuzigt, und die Vögel werden von seinem Kopf fressen. Entschieden ist die
Angelegenheit, über die ihr um Auskunft fragt."
Und er sagte zu dem von beiden, von dem er glaubte, daß er entkommen werde:
"Erwähne mich bei deinem Herrn." Aber der Satan ließ ihn vergessen, ihn bei
seinem Herrn zu erwähnen, (und) so blieb er noch einige Jahre im Gefängnis.
Und der König sagte: "Ich sah sieben fette Kühe, die von sieben mageren
gefressen wurden, und sieben grüne Ähren und (sieben) andere dürre. O ihr
führende Schar, gebt mir Auskunft über mein (Traum)gesicht, wenn ihr ein
(Traum)gesicht auslegen könnt."
"Yusuf, du Wahrhaftiger, gib uns Auskunft über sieben fette Kühe, die von sieben
mageren gefressen werden, und über sieben grüne Ähren und (sieben) andere dürre,
auf daß ich zu den Leuten zurückkehre, auf daß sie wissen mögen."
Hierauf werden nach alledem sieben harte (Jahre) kommen, die das aufzehren
werden, was ihr für sie vorbereitet habt, bis auf ein weniges von dem, was ihr
aufbewahrt.
Der König sagte: "Bringt ihn zu mir." Als der Bote zu ihm kam, sagte er: "Kehr
zu deinem Herrn zurück und frag ihn, wie es mit den Frauen steht, die sich ihre
Hände zerschnitten. Mein Herr weiß doch über ihre List Bescheid."
Er sagte: "Was war da mit euch, als ihr versuchtet, Yusuf zu verführen?" Sie
sagten: "Allah behüte! Wir wissen nichts Böses gegen ihn (anzugeben)." Die Frau
des hohen Herrn sagte: "Jetzt ist die Wahrheil ans Licht gekommen. Ich habe
versucht, ihn zu verführen. Und er gehört fürwahr zu den Wahrhaftigen.
Und ich spreche mich nicht selbst frei. Die Seele gebietet fürwahr mit Nachdruck
das Böse, außer daß mein Herr Sich erbarmt. Mein Herr ist Allvergebend und
Barmherzig."
Und der König sagte: "Bringt ihn zu mir. Ich will ihn mir selbst vorbehalten."
Als er mit ihm sprach, sagte er: "Du bist (von) heute (an) bei uns in fester
Stellung und vertrauenswürdig."
So verliehen Wir Yusuf eine feste Stellung im Land, so daß er sich darin
aufhalten konnte, wo immer er wollte. Wir treffen mit Unserer Barmherzigkeit,
wen Wir wollen, und Wir lassen den Lohn der Gutes Tuenden nicht verlorengehen.
Als er sie nun mit ihrem Bedarf ausgestattet hatte, sagte er: "Bringt mir einen
(Halb)bruder von euch väterlicherseits. Seht ihr denn nicht, daß ich volles Maß
gebe und daß ich der beste Obdachgeber bin?
Und er sagte zu seinen Burschen: "Steckt ihre (Tausch)ware (zurück) in ihr
Gepäck, so daß sie sie (wieder)erkennen, wenn sie zu ihren Angehörigen
zurückgekehrt sind, auf daß sie wiederkommen mögen."
Als sie zu ihrem Vater zurückkamen, sagten sie: "O unser Vater, ein (weiteres)
Maß ist uns verweigert worden. Darum lasse unseren Bruder mit uns gehen, so
bekommen wir ein (weiteres) Maß zugeteilt; wir werden ihn fürwahr behüten."
Er sagte: "Kann ich ihn euch etwa anders anvertrauen, als ich euch zuvor seinen
Bruder anvertraut habe? Allah ist besser als Behütender, und Er ist der
Barmherzigste der Barmherzigen."
Und als sie ihre Sachen öffneten, fanden sie, daß ihre Ware ihnen zurückgegeben
worden war. Sie sagten: "O unser Vater, was begehren wir (mehr)? Das ist unsere
Ware, sie ist uns zurückgegeben worden. Wir werden Vorrat für unsere Angehörigen
bringen, unseren Bruder behüten und das Maß (der Last) eines Kamels mehr haben.
Das ist ein leicht(erhältlich)es Maß."
Er sagte: "Ich werde ihn nicht mit euch senden, bis ihr mir ein verbindliches
Versprechen vor Allah gebt, daß ihr ihn mir ganz gewiß wiederbringt, es sei
denn, ihr werdet umringt." Als sie ihm ihr verbindliches Versprechen gegeben
hatten, sagte er: "Allah ist Sachwalter über das, was wir (hier) sagen."
Und er sagte: "O meine Kinder, geht nicht (alle) durch ein einziges Tor hinein,
sondern geht durch verschiedene Tore hinein. Ich kann euch gegen Allah nichts
nützen. Das Urteil ist allein Allahs. Auf Ihn verlasse ich mich; und auf Ihn
sollen sich diejenigen verlassen, die sich (überhaupt auf jemanden) verlassen
(wollen)."
Als sie hineingingen, wie ihr Vater ihnen befohlen hatte, konnte es ihnen vor
Allah nichts nützen. (Es war) nur ein Bedürfnis in der Seele Ya'qubs, das er
(damit) erfüllte. Und er besaß fürwahr Wissen, weil Wir es ihn gelehrt hatten.
Aber die meisten Menschen wissen nicht.
Als sie bei Yusuf eintraten, zog er seinen Bruder zu sich. Er sagte: "Gewiß, ich
bin dein Bruder. So sei nicht bekümmert wegen dessen, was sie getan haben."
Als er sie nun mit ihrem Bedarf ausgestattet hatte, steckte er das Trinkgefäß in
das Gepäck seines Bruders. Hierauf rief ein Rufer aus: "Ihr (da, von der)
Karawane, ihr seid fürwahr Diebe."
Sie (die Brüder) sagten: "Die Vergeltung dafür soll sein, daß derjenige, in
dessen Gepäck er gefunden wird, selbst das Entgelt dafür sein soll. So vergelten
wir den Ungerechten."
Er begann (zu suchen) in ihren Behältern vor dem Behälter seines Bruders.
Hierauf holte er es aus dem Behälter seines Bruders hervor. So führten Wir für
Yusuf eine List aus. Nach dem Gesetz des Königs hätte es ihm nicht zugestanden,
seinen Bruder (als Sklaven) zu nehmen, außer daß Allah es wollte. Wir erhöhen,
wen Wir wollen, um Rangstufen. Und über jedem, der Wissen besitzt, steht einer,
der (noch mehr) weiß.
Sie sagten: "Wenn er stiehlt, so hat ein Bruder von ihm schon zuvor gestohlen."
Aber Yusuf hielt es in seinem Innersten geheim und legte es ihnen nicht offen.
Er sagte: "Ihr befindet euch in einer (noch) schlechteren Lage. Und Allah weiß
sehr wohl, was ihr beschreibt."
Sie sagten: "O hoher Herr, er hat einen Vater, einen hochbetagten Greis. So nimm
einen von uns an seiner Stelle. Wir sehen, daß du zu den Gutes Tuenden gehörst."
Er sagte: "Allah schütze uns (davor), daß wir einen anderen nehmen als
denjenigen, bei dem wir unsere Sachen gefunden haben! Wir würden sonst wahrlich
zu den Ungerechten gehören."